Defibrillator-Schulung vom 24. Juni mit Dr. Thorsten Lengenfeld in der Halle des TC Rot-Weiß Stiepel
Eine Tribüne, vollbesetzt mit Menschen, sie fiebern einem Fußballspiel entgegen. Mittendrin einer, der lautlos zusammensackt. Keiner um ihn herum scheint das wahrzunehmen, oder vielmehr: verstanden zu haben, was gerade passiert und was zu tun wäre. Allein eine junge Frau springt aus der Menge auf, rennt zu ihm und beginnt mit der Herzdruckmassage zur Reanimation. Währenddessen schaut sie mit ernster Miene langsam auf, den Betrachter direkt an und fragt: Wärest Du vorbereitet zu helfen? … Der ein oder andere hat sicher diesen TV-Spot während der laufenden Fußball-EM gesehen und ein beklemmendes Gefühl verspürt bei dem Gedanken, diese Frage nicht mit ja beantworten zu können.
Ja, wirklich ein ungutes Gefühl.
30 Mitglieder haben an der von unserem Verein organisierten und von Dr. Thorsten Lengenfeld, Notfallmediziner im Knappschaftskrankenhaus, durchgeführten, sehr wertvollen und kurzweiligen Schulung zur Handhabung eines Defibrillators teilgenommen. Mit den gewonnenen Kenntnissen haben sie sich etwas mehr die Lage versetzt, in einem Notfall nicht nur Hemmungen zu überwinden, wirklich einzugreifen, sondern auch zu wissen, was zu tun ist.
„Bei Herzkammerflimmern geht es um Schnelligkeit“, so Dr. Lengenfeld. „Mit jeder Minute sinkt die Überlebenschance um 10% und bis zum Eintreffen des Notarztes dauert es schon 8-10 Minuten.“ Deswegen ist die Ersthilfe so überlebenswichtig. Und: man kann nichts falsch machen, „denn Untätigkeit ist für den Betroffenen immer die schlechteste Wahl“, so Lengenfeld. Er erklärte sehr anschaulich, wie wir als Ersthelfer einen Herznotfall erkennen und dann Schritt für Schritt die notwendigen Maßnahmen einschließlich des Einsatzes eines Defibrillators ergreifen können, bis dass die Rettungskräfte eintreffen und übernehmen. Und dann sollte auch jeder der Anwesenden selbst Hand anlegen und man realisiert, wie anstrengend eine korrekte Herz-Druck-Massage ist. Kaum vorstellbar, wie man das bis zu 10 Minuten lang leisten soll.
Der wichtige Einsatz eines Defibrillators ist eigentlich einfach und fast selbsterklärend, stellte man während der Schulung fest. Aber im Notfall findet man sich plötzlich selbst in einer Stresssituation wieder und muss trotzdem funktionieren. Deswegen ist es so wichtig, alles einfach schon mal gesehen, in der Hand gehabt und ausprobiert zu haben. Und tatsächlich: diese Schulung baut Hemmungen ab, um vielleicht mal im richtigen Moment doch voranzugehen und das Richtige zu tun. Ein gutes Gefühl …
Dazu sollte man wissen: Der Defibrillator unserer Tennisanlage hängt im Flur neben den Umkleidekabinen. Und der Zustand der Akkus sollte natürlich regelmäßig überprüft werden. Hilfreich ist auch die Info auf der Homepage der Stadt Bochum über Defi-Standorte (Stichwortsuche „Bochum Herzsicher“ oder „Defi Stadt Bochum“), wobei die Auflistung nicht vollständig ist.
Eines noch: Ersthelfer haben keine Altersgrenzen. Auch nicht nach unten. Die meisten Teilnehmer vermittelten den Eindruck, bei der letzten Defi-Schulung in 2019 schon dabei gewesen zu sein. Vielleicht sollte man nicht fünf Jahre auf die nächste Schulung warten. Und ganz bestimmt sollte man versuchen, auch jüngere Jahrgänge für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.